Dass des Menschen Hybris im Umgang mit der ihn umgebenden Natur immer auch eine Pendelbe- wegung auslöst, die, je nach Gravität des Rückschwungs, durchaus auch die Auslöschung unserer Spezies bedeuten kann, das hat die Phantastik immer schon geahnt, wenn nicht gar gewusst. Der ideelle Fallout nach den Atombomben-Abwürfen auf Nagasaki und Hiroshima war im Genrekino jedenfalls beträchtlich: Während Godzilla Japan in Schutt und Asche legte, warnten in den USA zu riesenhafter Größe angewachsene Gliederfüßer von Ameisen (Them!, 1954) über Spinnen (Tarantula, 1955) bis hin zu Gottesanbeterinnen (The Deadly Mantis, 1957) unterhaltsam und spektakelwütig vor zu geringem Risikobewusstsein in der schönen neuen Wissenschaftswelt.
Als ab den späten Sechziger-Jahren im Zuge des Erstarkens alternativer Lebensentwürfe auch die Umweltschutzbewegung deutlich an Fahrt aufnahm, führte dies zur bis dato wohl umfassendsten wie auch interessantesten Aufwallung von ökologisch motivierten Schreckensvisionen. Während im Zentralwerk, der über den suggestiven Kommentar eines (frei erfundenen) Wissenschaftlers zum gefühlten Horrorfilm werdenden Dokumentation The Hellstrom Chronicle (1971), klare und fundierte Argumente dafür angeführt werden, warum der Mensch im Überlebenskampf gegen Insekten wohl nicht die geringste Chance hätte, revoltiert die irdische Fauna in den meisten Filmen der Siebziger-Jahre aus recht eindeutigen und nachvollziehbaren Gründen. In Frogs (1972) etwa rächt sich die Sumpf-Tierwelt an jenem Großunternehmer, der ihr Habitat schrittweise vergiftet hat, während in der australischen Gemme Long Weekend (1978) ein Paar so respektlos mit der sie umgebenden, höchst idyllischen Natur umgeht, dass diese mit außergewöhnlichen Mitteln zurückschlägt. Meister des Tierhorrorfilms dieser Dekade war zweifelsohne der viel zu früh verstorbene William Girdler, der 1976 im Fahrwasser von Jaws mit Grizzly einen Publikumserfolg einfuhr und dessen Erzählgerüst nur ein Jahr später zum epochalen Day of the Animals erweitert hat.
Die Schau Animals! Attack! versammelt die erfreulichsten und schaurigsten Auswürfe des Subgenres von den 1950er- bis in die 1990er-Jahre und findet ihren chronologischen Schlusspunkt in Tony Randels wenig bekanntem Killerzecken-Schocker Ticks. Als der in all seiner analogen Pracht 1993 erscheint, ist das im selben Jahr, in dem ein gewisser Dino-Thriller mit seinen herausragenden digitalen Effekten das Spektakelkino und damit auch den Tierhorrorfilm für immer verändern sollte.